AlpenX – Alpenüberquerung mit dem Mountainbike

U16 Mannschaft des HEAD Stützpunktes Ostallgäu
U16 Mannschaft des HEAD Stützpunktes Ostallgäu

(von Stefan Kermer) An einem Sonntag im August  2013 um 09:30 war es soweit, die U16 Mannschaft des HEAD Stützpunktes Ostallgäu mit 7 Athleten und einem Gast des Münchner Skiverbandes trafen sich an der Talstation der Ehrwalder Almbahnen mit großteils brandneuen GHOST MTB`s und Garmin Navigationsgeräten zur AlpenX 2013. Mit Fabian und Stefan in der Führung, insgesamt 5 Mama`s die abwechselnd die zwei Begleitfahrzeuge fuhren, begann mit teilweise etwas mulmigen Gefühl das Unternehmen 13000 Höhenmeter und 450 Kilometer in sieben Tagen.

1. Reifenpanne Gaisachtal
1. Reifenpanne Gaisachtal

Tag 1. Die erste Etappe führte gleich zu Beginn im steilen Anstieg zum Gerhard, dem Wirt der Ehrwalder Alm. Nach einem schnellen Cappuccino wurde die Fahrt über das Gaisachtal nach Seefeld fortgesetzt. Hier erwischte uns das erste Mal ein Gewitter (sollte nicht das letzte und heftigste gewesen sein). Alle wurden bis auf die Knochen nass. Nach kurzem Unterstellen in Seefeld folgte vom Gschwandtkopf ein sehr interessanter und äußerst steiler Single Trail hinab ins Inntal, der den 5 Mädels und 3 Jungs alles abverlangte. Zum Schluss kamen noch 20 Kilometer zum Ausradeln entlang des Innradweges nach Innsbruck. Nach dem wohl besten Eis in ganz Tirol, direkt neben dem „Goldenen Dachl“ erreichten wir gegen 17:00 Uhr unser erstes Etappenziel die Jugendherberge Innsbruck. Nach 1200 Höhenmeter und rund 55 Kilometer zum „Warmradeln“ war die erste Etappe geschafft. Zufrieden und teilweise ein wenig erleichtert wurden die Kohlenhydratspeicher abends beim Italiener mit Pasta für die kommenden Herausforderungen wieder aufgefüllt.

Gruppenfoto vor dem
Gruppenfoto vor dem “Goldenen Dachl”

Bestes Eis in ganz Tirol
Bestes Eis in ganz Tirol

Tag 2. Am zweiten Tag stand ein „richtiger Brocken“ vor den Athleten, Trainern und Begleiterinnen. Die Strecke führte nach lockeren 20 Kilometern, entlang des Innradweges hoch zum Geiseljoch (2296 Meter) runter nach Vorderlandersbach und Finkenberg (Zillertal) um sich anschließend nochmals gut 700 Höhenmeter zum Gasthof Breitlahner an der Mautstation der Schlegeisspeicherstrasse hinaufzuschrauben. Von Weer ging es über gut befahrbare Asphaltstraßen und Forstwege zuerst zur Weidenerhütte auf 1800 Meter. Nach einer notwendigen Brotzeitzeit und Rast führte der Weg anschließend sehr steil auf grobschottrigem Almweg – zu guter Letzt nur noch als Single-Trail befahrbar – hoch zum Geiseljoch (erster Punkt von insgesamt fünf über 2000 Meter).

Geiseljoch 2296m
Geiseljoch 2296m

Wegweiser Geiseljoch
Wegweiser Geiseljoch

Blick vom Geiseljoch auf den Hintertuxer Gletscher
Blick vom Geiseljoch auf den Hintertuxer Gletscher

Die Strapazen waren war bei dem grandiosen Ausblick auf den Alpenhauptkamm und den Hintertuxer Gletscher schnell wieder vergessen und alle freuten sich auf die Abfahrt in das Zillertal. Jetzt merkte man dass Skifahrer unterwegs waren, in rasantem Tempo mit Geschwindigkeiten über 60 kmh ging es hinab nach Finkenberg, bevor der letzte Anstieg zum Etappenziel Gasthaus Breitlahner folgte. Trotz der knapp 75 Kilometer und rund 2500 Höhenmeter lieferten sich die Jungs um Konsti, Marc und Luggi mit Fabi auf den letzten 5 Kilometern noch ein Ausscheidungsrennen um den Etappensieg, während es Franziska, Krissi, Melli und Carla mit Stefan etwas lockerer ausklingen ließen. Nach ersten notwendigen Reparaturen an den MTB´s und einem ausgiebigen Abendessen waren doch alle sichtlich zufrieden mit dem Geleisteten und fielen erschöpft in die Federn.

Etappenziel Breilahner
Etappenziel Breilahner

Etappenziel Breitlahner - völlig fertig
Etappenziel Breitlahner – völlig fertig

Tag 3. Nach einer zu kurzen Nacht führte uns der dritte Tag zuerst über den Schleigeisspeicher hinauf zum Pfitscherjoch wiederum auf knapp 2300 Meter. Zu Beginn wurde der lange Tunnel der Mautstraße umfahren bevor es anschließend der Straße folgend hinauf zum Schlegeisspeicher ging. Nach 1 ½ Stunden gegen 10:00 Uhr war das erste Zwischenziel erreicht. Die letzten 500 Höhenmeter hinauf zum Pfitscherjoch wurden zu einer fahrtechnischen Herausforderung. Auf einem mit Felsen übersäten, aber bis auf zwei kleinere Abschnitte trotzdem fahrbaren Pfad, ging es hinauf zum Pfitscherjoch.

Auffahrt zum Schlegeisspeicher
Auffahrt zum Schlegeisspeicher

Pfisterjoch Blick auf den Alperer
Pfisterjoch Blick auf den Alperer

Diesmal versucht sich Stefan mit den Jungs zu messen, auf den technisch schwierigeren Abschnitten erarbeitete er sich einen Vorsprung, der auf den letzten 200 Höhenmetern und einem besser werdenden Schotterweg nicht zu halten war. Kurz vor der Pfitscherjochhütte überholten die Jungs. Die Bergankunft ging in einem toten Rennen an Konsti und Luggi. Nach einem Bad im eisigen See beim Rifugio und der ersten italienischen Pasta der Tour ging es weiter über Sterzing nach Brixen. Nach einigen kleineren Reifen- und Streckenpannen erreichten Franziska und Kristin mit den Jungs als Erste das Etappenziel die Jugendherberge in Brixen. Um 17:30 Uhr waren dann alle nach 80 Kilometer und 1800 Höhenmeter bei guter Laune angekommen.

Brixen bei Nacht
Brixen bei Nacht

Tag 4. Die vierte Etappe war zweigeteilt und führte uns in die Dolomiten zur 2298 Meter hochgelegenen Plattkofelhütte. Von Brixen ging es die ersten 22 Kilometer durch Obstplantagen dem Radweg nach Bozen folgend bis nach Waidbruck, dann 13 Kilometer hoch ins Grödnertal nach Sankt Ullrich. Der Mittelteil hoch zur Seiseralm wurde mit der Seilbahn zurückgelegt, von wo aus wir einen ersten herrlichen Ausblick auf den Plattkofel und Langkofel genießen konnten.

Seiseralm Bergstation mit Blick auf Platt und Langkofel
Seiseralm Bergstation mit Blick auf Platt und Langkofel

Wir entschlossen uns auf der Seiseralm bei Sonnenschein und einigen Quellwolken Mittag zu machen, bevor wir den finalen Anstieg zur Plattkofelhütte in Angriff nahmen. Auf Single Trails ging es zuerst hinunter nach Saltria, bevor es die letzten 700 Höhenmeter zur Plattkofelhütte anstanden. Zuerst noch bei Sonnenschein verdichteten sich die Wolken immer mehr. Zum allem Überfluss erwies sich der letzte Kilometer hoch zur Plattkofelhütte als unfahrbar (eine Durchschnittssteigung von knapp 30% und loser Schotter). Knapp 100 Höhenmeter unter dem Rifugio im Hochalpinen Gelände auf knapp 2200 Meter gerieten wir dann in ein heftiges Gewitter, mit Taubeneier großen Hagelkörnen, Blitz und Donner und einem Temperatursturz um ca. 15° Grad.

Abendstimmung Plattkofel
Abendstimmung Plattkofel

Mit einer gigantischen Energieleistung und Gott sei Dank unversehrt erreichten alle, das zweite Mal bis auf die Haut durchnässt, die Plattkofelhütte. (Nochmals Danke an die schnellen Jungs – die ihre trockene Hütte verließen und im Hagelschauer den Mädels die Bikes abnahmen!!) Nach einigen Cappuccinos und Tee hellte sich die Stimmung wieder auf. Die hilfsbereite Hüttenwirtin packte all unsere nassen Klamotten in ihren Trockner – alles war gerettet. Nachdem das Gewitter abzog, konnten wir die Dolomiten von der Sellagruppe bis hin zur Marmolada in herrlicher Abendstimmung genießen. Nach einem super Abendessen und wiederum circa 2000 Höhenmeter auf 50 Kilometer, waren alle froh unter den Decken im Bettenlager zu liegen.

Single Trail Abfahrt
Single Trail Abfahrt

Tag 5. Am nächsten Morgen strahlten die Dolomiten in herrlichem Sonnenschein, bei allerdings doch recht frischen Temperaturen von 10°C. Die fünfte Etappe sollte die fahrtechnisch anspruchsvollste werden und führte uns vom Plattkofel ins Val di Fassa über den Karrerpass, vorbei am Rosengarten, unterhalb des Latemar nach Obereggen und weiter über Pampeago ins Val di Fiemme nach Cavalese. Die Etappe begann mit einem wunderschönen Trail, zunächst über Almwiesen anschließend über Pfade hinab ins Val Duron bis nach Campitello. Wir folgten dem Radweg bis Moena bevor wir den Anstieg zum Karrerpass in Angriff nahmen. Am Rosengarten und dem türkis schimmernden Karrersee ging es weiter zum Mittagessen nach Obereggen. Die letzten Höhenmeter vor dem Mittagessen an der Bergstation in Obereggen, konnten die Jungs schon mal die Europacup RS-Strecke von unten nach oben bewältigen und sich Eindrücke verschaffen was da auf Rennfahrer zukommt. Weiter ging es nach der Mittagspause nach Pampeago, wo gleich die nächste Europacupstrecke (Slalom) zu besichtigen war. Von dort ging es zuerst über Singel Trails und Almwiesen später dann im rasenden Asphalt-Downhill hinunter nach Stava, nach kurzem Anstieg und einigen auf und ab´s mit einer Reifenpanne erreichten wir unser Hotel in Castello di Fiemme. Die Bremsen waren noch nicht kalt, da tobten schon alle im Swimmingpool des Hotels, was sich die Mädels und Jungs nach 2000 Höhenmeter und 60 Kilometer auch wirklich verdient hatten.

Frühstück Hotel Castello di Fiemme
Frühstück Hotel Castello di Fiemme

Tag 6. Die 6. Etappe sollte es nochmal in sich haben, bereits nach drei Kilometer musste der 22 Kilometer lange Anstieg zum Manghenpass in Angriff genommen werden, kurz unterhalb des Passes sollte ein Karrenweg über den Passo Cardin eingeschlagen werden. Dieser Weg erwies sich aber nach circa einem Kilometer als absolut unfahrbar und so entschieden wir zurück zur Manghenpassstrasse zu fahren. Wir fuhren über die Passstraße und nahmen einen Umweg von 30 Kilometern in Kauf. Nach einer kurzen Pause auf der Passhöhe ging es nach Telve und über den Lago di Caldonazzo Richtung Trento. Hier wurden wir ein drittes Mal richtig nass bevor wir die letzten 20 Kilometer am Etschradweg Richtung Rovereto in Angriff nahmen. Hier wurde nochmals richtig Tempo gebolzt, Fabi voraus, dann die Mädels, Stefan in der Mitte die Jungs hinterher, ging es mit guten 35 Km/h in etwas mehr als 30 Minuten nach Rovereto. Nur die mitfahrenden Mamas mussten dem Tempo Tribut zollen und nach wenigen Kilometern abreißen lassen.

Schlussabfahrt nach Torbole
Schlussabfahrt nach Torbole

Tag 7. Am Ende standen 2300 Höhenmeter und 102 Kilometer auf unseren Garmins, also nochmal ein richtiger Brocken.Obwohl nicht viel Begeisterung bei den Mädels und Jungs aufkam, ging es am letzten Tage nicht auf dem direkten Weg zum Lago di Garda. Die Trainer entschieden sich in Mori nochmals rechts Richtung Monte Altissimo abzubiegen, um – wie es sich für eine Alpenüberquerung gehört – bei der Ankunft von oben auf den Lago zu blicken. So hieß es nochmals bis auf knapp 1300 Meter zu klettern um über die nördlichen Altissimoflanken den Gardasee zu erreichen. Am Samstag um 14:00 war es dann mit Ankunft aller in der Windsbar / Torbole geschafft. Bei Latte Macchiato, Eis und kalten Getränken konnte man in zufriedene und stolze Gesichter blicken. Alle hatten sich ihr Alpen-X Finisher-Shirt für eine wirklich beachtliche Leistung verdient. Am Ende waren von Trainern und Athleten knappe 13.000 Höhenmeter und 450 Kilometer auf den Ghostbikes mit Unterstützung der Garmin Navis zurückgelegt.

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