Sonne, Mond und Sterne

(Von Robert Artelt) Eine Zeit ohne die freundliche Stimme aus dem Navigationsgerät, die uns den Weg weist, können sich meisten von uns nicht mehr vorstellen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich über diese Erfindung froh bin. Auch wenn es mich schon einmal in der schlimmsten Not, mitten im norddeutschen Nirgendwo allein gelassen hat. Bis dorthin hat es mich geführt, doch dann segnete es das Zeitliche. Als moderner Mensch – oder besser gesagt als Befürworter der modernen Navigation – hatte ich natürlich keine Autobahnkarte im Auto. Selbst wenn ich eine gehabt hätte, wäre mir nicht einmal klar gewesen, wo ich eigentlich gerade bin.

Segelschiff

Da fragt man sich doch, wie die großen Seefahrer sich ohne Hilfsmittel zurechtgefunden haben! Das Zauberwort heißt Astronavigation. Diese wird noch heute in der Marine gelehrt und auch Piloten bekommen noch eine Ausbildung in diesem Fachgebiet. Das ist sehr sinnvoll, falls ihnen auch mal die Technik abhanden kommt. Dann können sie sich anhand des Sonnenstandes, der Sterne und des Mondes zurechtfinden. Das klingt erst einmal sehr romantisch: Nachts mit seiner Liebsten alleine auf dem Deck, über einem der Sternenhimmel.

Aber ganz so idyllisch ist es nicht, denn die Navigation mithilfe der Sterne ist ziemlich anspruchsvoll: Die Seefahrer des Altertums erfanden eine Methode namens Koppelnavigation, die bis heute verwendet wird. Dazu mussten sie drei Dinge wissen: ihren Ausgangspunkt, die Geschwindigkeit und den Kurs ihres Schiffes. Der Ausgangspunkt war natürlich klar. Aber wie konnten sie den Kurs bestimmen, bevor im 12. Jahrhundert der Kompass erfunden wurde? Dafür richteten sich die Navigatoren nach der Sonne und den Sternen. Beides verändert sich ständig, von Stunde zu Stunde, von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr. Wenn Wolken die Sicht behinderten, orientierten sich die Seeleute auf offener See an der langen, gleichmäßigen Dünung, die durch stetige Winde hervorgerufen wird. Sie beobachteten genau, wie die Richtung der Dünungen mit dem Aufgang und Untergang von Sonne und Sternen zusammenhing.

Sternenhimmel

Und noch eine Frage ist offen: Wie konnten die Seefahrer ihre Karten ohne Kompass einnorden? Da fungiert der Nordstern als Hilfsmittel. Der Nordstern, auch Polarstern genannt, ist einer der hellsten Himmelskörper in der Nacht. Für die Sternenschauer unter uns findet man ihn in der Verlängerung des Großen Wagens im Sternbild Kleiner Wagen.

Aus meiner Irrfahrt in Norddeutschland habe ich gelernt, dass man möglichst immer wissen sollte, wo man ist. Dann kann man auch festlegen, wohin man will. Klingt eigentlich logisch. Doch es fällt mir immer wieder auf, dass mich meine Freundin bei einem Stadtbummel in einer fremden Stadt fragt, wohin wir gehen müssen. Wenn ich die Frage mit der Gegenfrage beantworte, wo wir eigentlich sind, sagt sie meistens nur „ Das spielt doch keine Rolle, das Ziel ist wichtig“. Doch schon die alten Seefahrer wussten: ohne Startpunkt keine Orientierung, und ohne Orientierung keine Ankunft am Ziel.

RobertZum Autor:

Robert ist stolzer Besitzer eines Sportbootführerscheins für Binnen- und Seegewässer. In Sachen Nautik kennt er sich aus, doch mit der Orientierung an Land klappt es manchmal nicht so wie gewollt. Da hilft dann die Smartphone-App beim Navigieren ins Büro.

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