Es gibt die offensichtlichen Stauauslöser wie Elefantenrennen, Baustellen oder Unfälle. Aber auch das kennt der Autofahrer: Plötzlich geht nichts mehr und man fragt sich: Wieso stehen die hier schon wieder alle? Irgendwann fließt der Verkehr dann wieder. Eine Ursache für den soeben durchlebten Stau ist jedoch nicht zu erkennen. Wie kann das sein? Der Experte spricht dabei auch vom Phantomstau.
Die Ursache für den Phantomstau haben die Wissenschaftler Kai Nagel und Michael Schreckenberg erklärt. Das so genannte Nagel-Schreckenberg-Modell besagt in etwa Folgendes: Weil Lückenspringer nerven, wird der Abstand zum Vordermann möglichst gering gehalten. Dann genügt schon ein unerwartetes Bremsmanöver – und alle Hintermänner gehen in die Eisen. Es entsteht eine Bremswelle, die sich mit rund 15 Stundenkilometern rückwärts bewegt. Das heißt, der Stau baut sich auf, während sein Verursacher davon nichts ahnend seine Reise längst fortgesetzt hat.
Zu verhindern wäre so ein Phantomstau nur, wenn alle Fahrzeuge stets im gleichmäßigen Tempo beziehungsweise in aufeinander abgestimmter Geschwindigkeit unterwegs wären. Etwas böse könnte man sagen, der Faktor Mensch müsste ausgeschaltet werden. Nun, der Autopilot fürs Kfz ist in der Entwicklung. Dabei spielen auch moderne Navigationstechniken eine wichtige Rolle.
Bis wir uns weitestgehend automatisch von unseren Fahrzeugen chauffieren lassen, heißt es zum einen Abstand halten. Zum anderen gilt es, ständige Spurwechsel zu vermeiden.
Hier und da sind bestimmte Straßen sicher auch schlichtweg überlastet. Manche Experten sagen: So lange die meisten Straßen mautfrei sind, wird die Verkehrsdichte nicht abnehmen – auch wenn das Straßennetz weiter ausgebaut wird. Einfach, weil sich der gemeine Autofahrer der volkswirtschaftlichen Kosten der Straße, die er befährt, nicht bewusst ist. Ob die flächendeckende Einführung der Maut eine Lösung ist? Dagegen würde sowohl die Wirtschaft als auch jene Verbraucher, die privat auf die Nutzung ihres Kfz angewiesen sind, Sturm laufen. Ziemlich sicher ist, dass eine Verringerung des Straßenverkehrs die Zahl und den Umfang von Staus reduzieren würde. Da Staus verschiedenen Schätzungen zufolge jährlich einen volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe anrichten – verursacht durch unnötigen Spritverbrauch und Wartezeiten – ist die Lösung des Problems ein dringendes gesellschaftliches Anliegen. Moderne Navi-Lösungen mit Echtzeit-Verkehrsinformationen können dazu ihren Beitrag leisten: Sie greifen auf unterschiedliche digitale Quellen zurück.
Dazu zählen zum Beispiel Stausensoren an Brücken und auf Fahrbahnen sowie anonymisierte GPS-Bewegungsdaten von Mobiltelefonen und Navigationsgeräten – sogenannte Floating-Car-Daten. Mit Hilfe dieser Informationen ergibt sich ein sehr präzises und aktuelles Verkehrsbild von Autobahnen, Bundes- sowie Nebenstraßen und Innenstädten, das in Echtzeit verarbeitet und beispielsweise auf ein Garmin-Navigationsgerät übertragen wird.
So kann ein Stau rechtzeitig erkannt und umfahren werden. Unabhängig davon ist es jedoch manchmal sinnvoll, den Wagen einfach stehen zu lassen, auf ÖPNV umzusteigen, das Fahrrad zu nehmen oder zu Fuß gehen. (sap)