(von Lukas Klöckner) Nur 2 Wochen nachdem ich vom Schweizer Radmarathon mit seinen über 700km wieder nachhause gekommen war, ging es am vergangenen Freitag nach Kelheim, das Wetter war optimal und es sollte auch so bleiben. Es war eine Belohnung im Sonnenschein 24 Stunden fahren zu dürfen, nachdem das ganze Jahr so verregnet war.
Der Start des Rennens sollte am Samstag um 14 Uhr erfolgen. Am Freitag ging es früh ins Bett um ausgeschlafen zu sein. Nach dem Aufstehen und Frühstücken begann eine schreckliche Zeit des Wartens. Ich wollte FAHREN! Die Zeit verging nicht und Ich lief mit meinen Betreuern durch die Stadt, damit die Zeit rum ging. Dann versuchten wir uns noch mal kurz zu entspannen. Um 13 Uhr begann ich dann die letzten Vorbereitungen zu treffen und mich auf den Start einzustellen, der dann auch pünktlich um 14 Uhr erfolgte. Ich fühlte mich trotz der kurzen Regeneration gut und begann recht flott, doch das Gefühl täuschte.
Die ersten 8 Stunden verliefen noch wirklich gut, mein Betreuerteam versorgte mich optimal und es mangelte mir an nichts, auch die Beine machten gut mit. Doch mit der Dunkelheit kamen die Probleme, mir wurde extrem kalt, vor allem auf der Abfahrt, die Augen wurden schwer und ich merkte: die 700km waren doch noch im Körper präsent. Aber ich versuchte es noch 3 Stunden weiter, ehe ich mich entschloss vorerst aufzuhören. Die Müdigkeit war so stark, dass mir die Augen zufielen bei der Fahrt, diese Gefahr wollte ich für mich und alle Beteiligten nicht haben. Auch wenn alles an meinem Körper funktionierte – sogar der Magen, der durch Flüssignahrung geschont wurde – brachte mich die Müdigkeit dazu abzubrechen. Aber mit dem Abbruch kam auch sofort der Gedanke des Neustarts, der um 6 Uhr Sonntagmorgen geschehen sollte, 5 Stunden nach dem Abbruch. Ich versuchte so schnell wie möglich einzuschlafen und mich zu erholen, aber als dann der Wecker klingelte hatte ich gar keine Lust mehr.
Mit dem Gedanken im Kopf: “Was hätte ich Leisten und erreichen können, ohne dass ich schlafen gegangen wäre, es wäre womöglich ein Platz unter den ersten 25 gewesen“ war es enorm schwer für mich Motivation zu finden. Aber meine Betreuer machten mir immer wieder Mut, auch wenn sie wussten, die 2 Wochen Regeneration waren eigentlich viel zu kurz für mich. Doch hatten sie in der Nacht die richtige Entscheidung mit getroffen für mich und ich Vertraute ihnen und wollte die restlichen Runden für meine Betreuer absolvieren. Vorerst mit nur einem Begleiter ging es an die Strecke zurück und ich wurde den Anstieg sofort hochgebrüllt und angefeuert, es war eine Wahnsinns Stimmung auch um kurz nach 6 Uhr morgens. Zwar war ich noch Müde, aber die Sonne ging auf, die Beine traten und traten und es ging mir gut. Das Tempo war nahezu so hoch wie am Vortag und nach 3 Stunden gab es erst einmal eine kurze „Frühstücks“-Pause mit Nudel, die aber nicht zu lange werden durfte, denn wir hatten uns ausgerechnet ein realistisches Ziel von 30 Runden ist noch machbar, von den vorher 36 geplanten Runde.
Mit diesem „kleinen“ Ziel ging es rasant weiter, immer wieder überholten mich die Team-Fahrer und versuchten mich zu motivieren in deren Windschatten zu gehen, sogar das klappte noch und ich konnte sogar das ein oder andere Mal bei über 40 Sachen auf der Geraden noch Führungsarbeit leisten;) Nach dem ich so die 29. Runde beendet hatte, stand noch eine knappe Stunde auf der Uhr und ich entschloss mich eine gemütliche Runde auszurollen, da ich keine Chance mehr auf 2 Runden hatte. So stärkte ich mich noch einmal und machte mich auf die letzte Runde und bereit für den Zieleinlauf. Im Festzelt am Kelheimer Marktplatz, wo jeder Fahrer nach jeder Runde her musste und durch das Kopfsteinpflaster noch mal durchgerüttelt wurde, empfingen die zahlreichen Zuschauer jeden einzelnen Fahrer mit Beifall. Es super Gefühl und für einen Moment konnte ich meinen Abbruch vergessen.
Ich war überglücklich, auch wenn es für mich erst mal eine Niederlage war. Aber nun weiß ich, dass es keine war. Sondern ich sehe es als gute Erfahrung an, die mich weiterbringt. Und mit 30 Runden was ca. 500km entspricht bin ich noch 63. geworden. Ein wenig „Schadensbegrenzung“ 🙂