Nacktwandern ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Immer mehr Nacktwanderer sind in Deutschland unterwegs. Zahlreiche spezielle Wanderwege sind den nackten Wanderern vorbehalten.
„Willst du keine Nackten sehen, darfst du hier nicht weitergehen!“ – das ist nicht etwa ein Scherz am Eingang zum FKK-Strand auf Sylt. Dieser Spruch hängt tatsächlich an einem Baum bei Wippra in Sachsen-Anhalt – mitten im Wald. Sonnen sich die Anhänger der Freikörperkultur etwa auf Waldlichtungen? Nein, das Schild verrät etwas ganz anderes: Abgebildet sind nämlich 2 Wanderer, lediglich mit Schuhen, Rucksack und Wanderstock bekleidet.
Nacktwanderer sind es also, auf die da aufmerksam gemacht wird – damit bekleidete Entgegenkommende wissen, was eventuell auf sie zukommen könnte. Vor einiger Zeit noch undenkbar, ist die Akzeptanz der Freikörperkultur in der Gesellschaft in den letzten Jahren merklich gestiegen – was sowohl die steigende Anzahl der Mitwanderer, als auch positive Reaktionen bei etwaigen Begegnungen zwischen Nacktwanderern und sogenannten Textilwanderern beweisen. Dennoch wird vor allem auf wenig frequentierten Wegen fernab von Wohnsiedlungen und Verkehrsstraßen gewandert, um unnötiges Ärgernis zu vermeiden.
Nacktwanderwege in Deutschland
Am ungestörtesten wandert es sich natürlich auf den sogenannten Naturistenwegen, von denen zurzeit zwei in Deutschland existieren: der erste deutsche, offiziell ausgeschilderte Nacktwanderweg ist der 13 Kilometer lange „Harzer Naturistenstieg“, der 2010 eröffnet wurde und an dessen Startpunkt auch das oben genannte „Warnschild“ angebracht ist. 2011 erschien beim Conrad Stein Verlag ein Buch zum Thema Nacktwandern. Ein Jahr später folgte dann ein weiterer FKK-Wanderweg in der Nähe von Hamburg – der „Naturistenweg Undeloh“, der sich 10 Kilometer lang durch die Lüneburger Heide schlängelt. Und der Trend ist noch lange nicht am Ende: ein dritter Weg bei Trebbin in Brandenburg ist bereits in Planung.
Nacktwandern: Die Natur auf der Haut spüren
Wenn man doch mal Bekleideten begegnet, dann haben diese meist Verständnis für das hüllenlose Erscheinungsbild. Die Entgegenkommenden sind ja selbst Wanderer, die die Natur schätzen und gerne draußen sind. Denn warum geht man eigentlich nackt wandern? Der Grund für viele Naturisten ist die intensive und unmittelbare Art und Weise, auf die sie die Natur unter diesen Umständen erleben – die frische Waldluft, die Sonnenstrahlen und ab und zu ein kühlender Wind, alles direkt auf der Haut spürbar. Kleidung ist dabei nur ein Störfaktor, der die Naturwahrnehmung dämpft. Die ganz Eingefleischten verzichten sogar auf Schuhe, um den bloßen Kontakt zum Wald-, Stein- oder Schotterboden zu haben. Doch dafür ist eine Menge Training nötig, bis sich eine feste Lederhaut an den Fußsohlen bildet und schmerzfrei über Stock und Stein gewandert werden kann.
Ich packe meinen Rucksack…
Das einzige Accessoire, das so ein Nacktwanderer wirklich benötigt, ist ein Rucksack. Denn bei mehrstündigen Touren braucht man schon mindestens etwas zu trinken und eventuell auch Proviant. Soll auf dem Weg in ein Gasthaus eingekehrt werden, empfiehlt es sich auch, 1-2 Kleidungsstücke einzupacken. Denn reine Naturistenrestaurants gibt es selbst auf den Nacktwanderwegen (noch) nicht. Und unter Umständen hat nicht jeder Gast Verständnis für nackte Tatsachen am Nebentisch. Schließlich wird der Rucksack auch noch fürs GPS-Gerät benötigt, in dem die Wegpunkte der Wandertour eingespeichert werden können. Wer sein Outdoor-Navi lieber direkt griffbereit bei sich trägt, dem sei – in Ermangelung einer anderen Befestigungsmöglichkeit am Körper – lieber eine GPS-Uhr, beispielsweise ein Forerunner von Garmin, fürs Handgelenk empfohlen.
Übrigens sollte der Rucksack vorher zu Hause getestet werden, ob dieser auch ohne Schutz durch Kleidungsstücke rückenfreundlich ist und nicht nach einigen Minuten bereits die Haut aufscheuert. Gut für längere Touren ist ein Rucksack, der nicht direkt am Rücken aufliegt. Also lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen, als mit blutender Rückseite vom Trip zurückzukommen. Und der finanzielle Aufwand wird an anderer Stelle schnell wieder hereingespart: Auf teure Wanderschuhe oder extra Funktionswanderbekleidung kann ja getrost verzichtet werden…
Du willst selbst nackt wandern?
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen ist und den Mut aufbringt, selbst mal das hüllenlose Wandern auszuprobieren, dem sei vor allem eine geführte Wanderung in einer Gruppe ans Herz gelegt. So ist man nicht völlig auf sich allein gestellt, vor allem bei möglichen Konfrontationen mit Textilwanderern. Termine für organisierte Wanderungen in Deutschland findet ihr im offiziellen Naturistenkalender oder im Forum der FKK-Freunde.
Wer sich nicht nur aufs Wandern beschränken und sich völlig ausleben will: es gibt auch Nackt-Campen, Nackt-Yoga, Nackt-Kegeln, Nackt-Biken, Nacktlaufen und vieles mehr. Da ist garantiert für Jede(n) das Richtige dabei!
Ich mache schon jahrelang FKK, wenn ich beim Nacktbaden bin mache ich jedesmal auch Nackt kleinere Wanderungen in der Umgebung vom See. Ich bin auch schon öfters nackt Rad gefahren. Ich finde es einfach herrlich mich nackt in der freien Natur zu bewegen und die Sonne und den Wind auf der nackten Haut zu spüren.
Ich finde das es noch zu wenig Freiheiten gibt
Ich finde Nacktwandern und allgemein FKK “geil”
Warum? Das Gefühl, überall frei zu sein, läuf man ja sonst immer mehr oder weniger eingepackt rum. Und: In einer Zeit, wo schon fast stündlich das Thema Verschleierung & Co strapaziert wird ist das eine wichtige Gegenbewegung!
Wir kommen und gehen schließlich nackt in/von diese/r Welt, die vielleicht von einem Gott erschaffen wurde, von vielen Menschen aber leider immer mehr zerstört wird durch Macht- und Habgier….
Es ist doch egal ob Frau oder Mann das Nacktwandern als Abenteuer oder wie auch immer empfindet wenn dieses im Rahmen entsprechender Rüchsicht auf Beteiligte und Unbeteiligten geschieht…
Hallo Andrea! Es geht nicht unm Abenteuer. Abenteuerlich ist es nur für die, die zum ersten Mal ohne Bekleidung mit anderen oder alleine in die Öffentlichkeit gehen. Es geht viel mehr um das Naturerlebnis, die Elemente ( im Sinne der Antike) zu erleben: Den Wind, den Regen die Sonnenwärme und den Boden unter den Füßen. In einer Zeit, wo alles geregelt ist, erscheint es dem einen oder anderen als eine Insel der Freiheit, wenn er sichso geben darf, wie Gott ihn erschaffen hat. Und: Nur wer mit seinem Körper im Reinen ist, überwindet anerzogene Schamgefühle.
Nacktwanderungen als Abenteuer zu bezeichnen finde ich abenteuerlich.
Wandern – ob nun nackt oder bekleidet – ist kein Abenteuer, es sei denn quer durch die Pampa oder durch irgendeinen Dschungel. Eine Wanderung im Harz würde für mich noch lange nicht zum Abenteuer nur weil ich die Kleidug weglasse. Ein Naturerlebnis, ja, und zwar mit allen meinen Sinnen. Aber auch nicht mehr und auch nicht weniger.
Wenn es um das “nackt sein” geht: Wer nackt sein als Abenteuer empfindet sollte m. M. n. mal über sich und sein Körperbewusstsein nachdenken…