Männer orientieren sich an Himmelsrichtungen, Frauen an Gemüse

(Von Thomas Schneider) Lang ist die Liste der Klischees, welche sich mit vermeintlichen Unterschieden zwischen den Geschlechtern befassen: Männer würden systematischer denken als Frauen. Frauen wären einfühlsamer als Männer. Sie rede viel, er wenig. Es reicht schon an dieser Stelle das Stichwort Parken zu erwähnen. Gleich um die Ecke des hier angeschnittenen Themas Autofahren liegt das der Orientierung. Gibt es Unterschiede im Orientierungssinn von Männern und Frauen? Wer verfährt sich häufiger und warum? Das sind die Fragen, die hier ihre Antworten finden sollen.

unterschiedliche Orientierung von Mann und Frau

Glaubt man den schottischen Wissenschaftlerinnen Catherine Jones und Susan Healy – die Namen müsst ihr euch nicht merken – gibt es grob zusammengefasst zwei grundsätzliche Arten sich zu orientieren: Durch die räumliche Orientierung findet man seinen Weg, indem man vor allem auf Himmelsrichtungen und Entfernungen achtet. Diese Orientierungsweise ist die erste Wahl der Männer. Fragt man einen solchen nach dem Weg, wäre eine typische und knappe Antwort: „Hier geradeaus und dann nach 20 Metern ungefähr rechts.“

Beim weiblichen Geschlecht findet die visuelle Orientierung Bevorzugung. Frauen merken sich markante Punkte in einer Landschaft oder in einer Stadt, um sich zu Recht zu finden. Worte der Wegbeschreibung aus dem Mund einer Frau: „Sehen Sie die barocke Kirche da vorne? Dort die Seitenstraße rechts nehmen, dann kommen Sie zu einem Teeladen – der Jasmintee dort ist fantastisch – da müsste dann irgendwann ein großer Brunnen kommen…“

Um der Versuchung in Klischees zu verfallen nicht weiter nachzugeben, seien nun wieder die Ergebnisse der Studie der Schottinnen genannt: Das uncharmante Ergebnis: Der Orientierungssinn von Männern ist tendenziell tatsächlich besser ausgeprägt. Während Männer beide Orientierungssysteme gleich gut nutzen können, schnitten viele Frauen bei den Tests zur räumlichen Orientierung deutlicher schlechter ab. Leider konnten die Frauen auch in ihrer Befähigung zur visuellen Orientierung die männlichen Probanden nicht übertreffen.

Eine mögliche Erklärung hierzu soll sich in der evolutionären Entwicklung des Menschen finden: Die Frau der Urzeit, in ihrer Rolle als Sammlerin, war vor allem darauf angewiesen sich die Lage von Nahrungsquellen einzuprägen. Während der Mann auch in der Lage sein musste, ein Beutetier über weite Entfernungen zu verfolgen.

Theoretisch sollten Männer also in Sachen Orientierung um Längen voraus sein. Psychologen der Universität Marburg hingegen konnten dies in der Praxis nicht bestätigen: Sie setzten Männer und Frauen in der Stadt aus, um zu sehen wer den Weg zum Bahnhof schneller finden würde. Das Wettrennen endete unentschieden.

Navigation beim SupermarkteinkaufWelches der Geschlechter nun wirklich über den besseren Orientierungssinn verfügt, wird sich hier nicht abschließend klären lassen. Nicht verschwiegen seien aber zwei weitere Erkenntnisse der Forschung in diesem Zusammenhang: Das räumliche Gedächtnis, der auf die Memorierung von Nahrungsquellen programmierten Frau, reagiert besonders intensiv beim Anblick von Obst und Gemüse. Und auch in geschlossenen Räumen können sich Frauen eindeutig besser orientieren – es empfiehlt sich jedoch nicht, auf diese Fakten eine Argumentation zu Fragen des Supermarkteinkaufs und der Haushaltsführung aufzubauen.

1 Gedanke zu „Männer orientieren sich an Himmelsrichtungen, Frauen an Gemüse“

  1. Hey!
    Mich würde die Studie der Universität Marburg interessieren, hab dazu leider nichts im Internet gefunden:/
    Wäre ganz lieb wenn mir jemand antworten würde falls ihr was näheres dazu wisst (Link etc.)
    Danke schonmal:)

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