„Papa, Papa, wann gehen wir wieder zum Cachen?“ fragt Lena ungeduldig ihren Vater Manfred. Lena ist zwar erst neun Jahre alt, aber Geocaching gehört für sie und ihre Freundinnen zu den Lieblingsfreizeitbeschäftigungen. Und so muss Papa Manfred regelmäßig mit den Mädels raus in die Natur. Und er will es auch. Denn Geocaching ist keineswegs nur ein Spaß für Kinder, sondern ein Freizeitvergnügen für die ganze Familie und abenteuerhungrige Erwachsene. Doch was genau steckt dahinter?
Geocaching ist eine Art Schnitzeljagd oder Schatzsuche mit Hilfe „von oben”, in diesem Fall den Signalen von GPS-Satelliten (Global Position System). Jemand versteckt irgendwo einen „Schatz“ – eine wetterfeste Brotzeit- oder Filmdose mit Logbuch, Stift sowie (je nach Größe des Behältnisses) kleinen Tauschgegenständen – und stellt dessen Koordinaten und eine kurze Beschreibung auf einer der großen Geocaching-Plattformen ins Internet. Andere Geocacher können sich diese Koordinaten samt Beschreibung herunterladen und den Cache mit Hilfe eines GPS-Gerätes suchen.
So ist Geocaching entstanden
Vater des Geocaching ist der Amerikaner Dave Ulmer. Vor gerade einmal zwölf Jahren, am 3. Mai 2000, versteckte er in der Nähe von Portland (Oregon) den ersten Cache – es war ein Plastikeimer mit diversem Krimskrams (darunter eine Dose Bohnen, die noch heute von Event zu Event reist) als „Schatz“ – und veröffentlichte die Koordinaten in einer Internet User-Group. Die anderen Mitglieder dieser Gruppe machten sich mit ihren GPS-Geräten auf die Suche: Geocaching war geboren!
Mittlerweile gibt es weltweit mehr als 1,6 Millionen (!) versteckte Döschen und Dosen in allen Größen, Farben und Formen. Und täglich werden es mehr. Allein in Deutschland haben Cacher inzwischen über 230.000 Geocaches gelegt. Suchen kann sie jeder, der einen Internet-Zugang und ein GPS-Gerät oder ein GPS-fähiges Handy besitzt. Und natürlich darf eine Portion Abenteuerlust nicht fehlen.
Geocaching ist die moderne Schnitzeljagd
Im Gegensatz zur Schnitzeljagd beim Kindergeburtstag folgt man nicht aus Ästen gelegten Pfeilen, Papierschnitzeln oder Sägespänen, sondern den Richtungs- und Entfernungsangaben des GPS-Geräts, ergänzt durch einen kurzen (oder auch mal längeren) Text, der zu jedem Cache gehört. Was sich nach einem komplizierten Hobby für Navigationsspezialisten mit Survival-Ausbildung anhört, ist ein erstaunlich unkompliziertes Vergnügen für Jung und Alt. „Das geht doch ganz einfach mit dem GPS“, sagt auch Lena selbstbewusst. Die meisten modernen GPS-Geräte haben sogar einen speziellen Geocaching-Modus, bei dem nicht nur die Koordinaten auf das Gerät gespeichert werden, sondern auch die Schwierigkeitsbewertung, der Text sowie Bilder und ein vercodierter Hinweis.
Ausgestattet mit einem solchen GPS-Handgerät, machen sich Lena und Manfred also auf die Suche nach dem Versteck. Im einfachsten Fall (Traditional Cache) wird man vom Gerät direkt zum Versteck des Schatzes gelotst. Die Schwierigkeit stellt dabei der Weg selbst dar – und vor allem die letzten Meter, denn Cacher verstecken ihre Schätze an den aberwitzigsten Stellen.
Schätze suchen und das Logbuch signieren
Außerdem gibt es noch komplexere Caches mit Zwischenstationen (Multicaches), manchmal sogar mit Rätselaufgaben (Mystery-Caches). Der Phantasie der so genannten Owner (= Eigentümer und ursprüngliche „Verstecker” des Caches, der auch für dessen Wartung zuständig ist) sind quasi keinerlei Grenzen gesetzt. Auch die Schatzsucher können ihre Geocaches ganz nach persönlichen Vorlieben wählen: einfach und schnell für Anfänger oder kompliziert und abenteuerlich für alle, die schon immer in die Fußstapfen von Indiana Jones treten wollten.
Hat man das Objekt der Begierde endlich aufgespürt, so gebührt einem die Ehre des Eintrages in das Logbuch und – so Tauschgegenstände vorhanden – ein Teil des Schatzes als Lohn für die erbrachten Anstrengungen. Dem nächsten Geocacher hinterlässt man dafür einen neuen, eigens mitgebrachten Schatz von ungefähr gleichem oder höherem Wert, damit dem nächsten Sucher die gleiche Freude zuteil wird, wie einem selbst – ein “Mehrweg-Schatz” sozusagen. Wieder Zuhause loggt man den Fund auch im Internet. Nicht nur für die eigene Statistik, sondern auch als öffentlichen „Beweis“ für den Fund und als Dank an den Owner.