Diese Zeilen schreibe ich aus der Demokratischen Republik Kongo nach mehr als 18 Monaten auf der Straße. Vor mir liegt wohl noch ein weiteres Jahr in Afrika, bevor ich meine Reise in Deutschland beenden werde. Oft werde ich von anderen Reisebegeisterten um Hilfe bei der Vorbereitung ihres großen Abenteuers gebeten. Einige Fragen werden fast immer gestellt, andere wichtige Überlegungen aber allzu oft vergessen. In der folgenden Zusammenstellung werde ich versuchen, auf beide Bereiche einzugehen, um so dem ein oder anderen den vermeintlich großen Schritt in die Ungewissheit einer Motorradtour vielleicht ein wenig zu erleichtern:
Welches Motorrad ist für eine Tour das Richtige für mich?
Die wohl meistgestellte Frage unter angehenden Motorradreisenden. Meine ehrliche Meinung ist: Es ist vollkommen egal. Meine bisherige Reise hätte ich grundsätzlich mit jedem Motorrad bewältigen können. Selbstredend mit einer Enduro oder einem Touring-Bike, aber auch mit einer Harley Davidson oder einer Vespa. Man muss nur seine Reisegeschwindigkeit sowie Route minimal anpassen. Hier sind einige wenige Grundfragen, die bei der Entscheidung behilflich sind:
Offroad vs. Asphalt
Verbrauch
Ein offensichtlicher Punkt, der gerade für Reisende mit kleinem Geldbeutel von Bedeutung ist. Auf meiner Motorradtour rund um Afrika beispielsweise werde ich ca. 60.000 km zurücklegen. D.h. jeder Liter, den ich auf 100 km gesehen weniger verbrauche, spart ca 800€. Das ist genug, um zwei Monate sorgenfrei reisen zu können.
Sind mechanische Grundkenntnisse vorhanden?
Eine kleine Enduro hat kürzere Serviceintervalle und erfordert sporadische Reparaturen. Man sollte daher zumindest grundlegende „Schrauberqualitäten“ für seine Motorradtour mitbringen oder sich vorsorglich ein Werkstatthandbuch (Haynes z.B.) besorgen.
Wie bereite ich mich auf eine Motorradtour vor?
Wer sich dennoch vorbereiten möchte, sollte zumindest nur die grobe Route seiner Motorradtour festlegen, um vor Ort noch flexibel zu sein. Vielleicht kommt man mit der Mentalität, dem Klima oder dem Essen in einem Land überhaupt nicht zurecht oder man ist begeistert von eben diesen Punkten in einem anderen Land. Dann sollte man nicht krampfhaft an seiner Reiseplanung festhalten, sondern einfach seinem Bauchgefühl vertrauen und sich treiben lassen. Rigide Zeitpläne erwarten einen in Deutschland noch genug…
Für alle konkreten organisatorischen Fragen (Routen, aktueller Straßenzustand, Visa, Zollbedingungen etc.) kann ich jedem nur wärmstens das Horizons Unlimited Forum empfehlen. Wer des Englischen nicht mächtig ist, kann sich alternativ auf der deutschsprachigen Plattform Wüstenschiff umschauen. Diese ist zwar deutlich kleiner, aber dennoch sehr informativ.
Was nehme ich auf eine Motorradtour mit?
Beim Packen sollte man konsequent zwischen ‘zwingend notwendig’ und ‘Luxusartikel’ unterscheiden. Letztere versuche ich soweit wie möglich zu reduzieren.
Hier mal beispielhaft meine Motorradtour-Packliste in den Bereichen Kleidung und Camping:
- 1 Paar Schuhe
- 1 Paar Flip Flops
- 1 Sommerjacke
- 1 Langarmshirt
- 3 T-Shirts (eines davon zähle ich als Luxusartikel)
- 1 Hose mit abnehmbaren Hosenbeinen (lang/kurz)
- 1 Badehose
- 2 Set Unterwäsche
- Zelt
- Footprint fürs Zelt
- Schlafsack
- Innenschlafsack (Luxusartikel)
- Isomatte
- Kissen (Luxusartikel; ich könnte Kleidung zusammenrollen)
- Camping-Kocher inkl. Topfset (Luxusartikel; ich könnte am Abend Früchte oder Brot essen)
Hat man endlich alle Sachen gepackt, stellt sich die nächste Frage: Koffer oder Soft-Bags für die Motorradtour verwenden? Nach jeweils 30.000 km mit beiden Optionen bin ich ein klarer Verfechter von Soft Bags. Insbesondere wenn man ab und zu offroad unterwegs ist – gerade in tiefem Sand – sind Koffer einfach wahnsinnig gefährlich. Ist man nur einen Moment unaufmerksam, kann man sich seinen Fuß zwischen Box und Motorrad einklemmen, was schnell zu üblen Brüchen führen kann.
Warum unternehme ich die Motorradtour?
Das ist meiner Meinung nach die alles entscheidende Frage, da sie die gesamte Reiseplanung diktiert. Geht es mir ums Motorradfahren? Möchte ich möglichst viele Länder besuchen? Suche ich die große Offroad-Herausforderung? Fasziniert mich der kulturelle oder kulinarische Aspekt der Reise? Oder will ich einfach nur das Wörtchen Motorradtour auf meiner Bucket-Liste abhaken?
Ausgehend von meiner Antwort auf diese Frage werde ich versuchen, die Tragweite dieser Entscheidung aufzuzeigen. Warum reise ich? Weil ich neugierig bin! Wie leben Menschen in anderen Teilen dieser Welt? Wie denken sie? Was ist ihnen wichtig? Welche materiellen Dinge sind tatsächlich notwendig – welche nicht?
Schnell war mir klar, dass ich diese Fragen nicht in schicken Hauptstädten, sondern eher in ländlichen Regionen beantworten könnte; in Gebieten, die möglichst weit abseits des Massentourismus liegen. Dort wollte ich mit Einheimischen ins Gespräch kommen, um mehr über ihre Lebens- sowie Denkweise zu erfahren.
Die ländlichen Regionen Afrikas sind definitiv nicht auf Asphalt zu erreichen, weshalb ich ein möglichst geländegängiges Motorrad benötige. Auch würde es dort weit und breit kein Hotel geben. Ich muss also eine möglichst gute Campingausrüstung mitnehmen, da ich die meiste Zeit zelten werde. Um natürliche, offene Gespräche zu ermöglichen, war es mir sehr wichtig, keine allzu große materielle Distanz zwischen mir und einfachen Dorfbewohnern zu schaffen. Daher wählte ich mit einer 125cc Maschine exakt jene Motorisierung, die sich überall in Afrika und Asien finden lässt. Bei einem solchen Leichtgewicht und den wohl zahlreichen Offroad-Ausflügen entschied ich mich ohne zu zögern für Soft Bags und beschloss, mein Reisegepäck auf das Nötigste zu reduzieren.
Die zwei vermeintlich wichtigsten Fragen – welches Motorrad ist das Richtige und was nehme ich mit – beantworteten sich somit von selbst.
Solltet ihr noch weitere Fragen haben, dürft ihr mir gerne über Facebook eine Nachricht schreiben. Ich werde sie so schnell wie möglich beantworten.
Hallo Steven
Gute Tips! Danke für das teilen deiner Erfahrungen.
Ich bin gerade an der Planung von einer kleinen Reise (3Wochen).. und habe mir nun das Gepäck Dank dir um 20% gekürzt.. Jetzt habe ich endlich Platz um alles zu verstauen :o) (War ein grosses Problem)
Deine Reiseeinstellung finde ich toll, genau so hatte ich mir das nach langem Planen, und nirgendwo hinkommen, am Ende vorgenommen.. Was wäre den ein Abenteuer wenn alles vor-geplant ist!
Weiterhin viel Spass beim fahren und heile Saison.. eh.. Jahr :o)
Grüsse
Olivier
Hallo ihr beiden 🙂
Klar erinnere ich mich noch an euch. Sorry, ich habe ganz vergessen, euch zu schreiben. Ich geh gleich mal den Zettel mit eurer Emailadresse suchen und schreibe euch dann ausführlicher…
Hallo Steven
Erinnerst du dich noch an uns? Wir waren mit dem Fahrrad unterwegs. Getroffen haben wir uns in Namibia ca. 20km vor oder nach Aus.
Wäre schön von dir zu lesen.
Herzliche Grüße
Urs + Karin