Dass sich die rund 40 Millionen Wanderer hierzulande nicht verlaufen, haben sie Tausenden ehrenamtlich arbeitenden Wegezeichnern zu verdanken. Die sind auch unverzichtbar für den Naturschutz. Warum es Zeit wird, ein Zeichen zu setzen.
Wussten Sie, dass sich in Deutschland rund 20.000 ehrenamtlich arbeitende Wegezeichner um etwa 200.000 Kilometer Wanderwege kümmern und dafür über 350.000 Stunden jährlich unterwegs sind? Oder, dass der gerade kräftig boomende Wandertourismus in Deutschland nur dank des großen freiwilligen Engagements dieser Ehrenamtlichen möglich ist? Oder, dass die Ausweisung und Markierung von Wanderwegen in Abstimmung mit Naturschutzorganisationen und Forstbehörden der Besucherlenkung dient und damit aktiver Naturschutz ist? Der Deutsche Wanderverband ist einer der ältesten Naturschutzverbände in Deutschland.
Kaum jemand weiß das. Die Leistung der vielen ehrenamtlich arbeitenden Menschen in den 58 Gebirgs- oder Wandervereine unter dem Dach des Deutschen Wanderverbandes (DWV) wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Das wollen der Deutsche Wanderverband und seine 58 Mitgliedsvereine ändern und haben das Jahr 2013 unter dem Motto „Zeichen setzen – 130 Jahre engagiert für Wanderwege“ zu einem Aktionsjahr für die Wegearbeit gemacht.
In Deutschland arbeiten dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) zufolge 23 Millionen Menschen ehrenamtlich. Experten meinen, die Gesellschaft in Deutschland könne ohne ehrenamtliche Tätigkeit nicht mehr bestehen: Das Ehrenamt als Kitt der Gesellschaft. Eine Studie der Versicherung AMB Generali besagt, dass Freiwillige in Deutschland 4,6 Milliarden Stunden ehrenamtliche Arbeit pro Jahr leisten.
Laut einer Untersuchung des Europäischen Tourismus Instituts (ETI) an der Uni Trier entfallen davon jährlich 2,3 Millionen ehrenamtlich geleistete Arbeitsstunden auf die unter dem Dach des Deutschen Wanderverbandes (DWV) organisierten Menschen: Allein beim Schwäbischen Albverein mit 103.570 Mitgliedern waren es im Jahr 2011 rund 571.000 Stunden. Beim Rhönklub mit knapp 24.000 Mitgliedern wurden allein für die Pflege und Markierung von Wegen im selben Jahr 16.100 Stunden aufgewendet – von 105.420 ehrenamtlich erbrachten Stunden insgesamt. Selbst vergleichsweise kleine im DWV organisierte Vereine wie der Saarwald-Verein mit rund 2.400 Mitgliedern brachten es 2011 auf rund 20.200 ehrenamtlich gearbeitete Stunden, 970 davon für die Wegearbeit.
Ehrenamt schafft soziale Kontakte
DWV-Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß: „Die unter dem Dach des Deutschen Wanderverbandes zusammengeschlossenen Vereine beziehungsweise die rund 600.000 in diesen Vereinen Organisierten zeigen jeden Tag auf`s Neue den hohen Wert des bürgerschaftlichen Engagements.“
Häufige Motive für den freiwilligen Dienst sind der AMB Generali-Studie zufolge, die Gesellschaft „im Kleinen mitzugestalten“ und mit „anderen Menschen zusammenzukommen“. Das bestätigt Heidrun Schuck. Sie ist sowohl beim Deutschen Wanderverband als auch beim Spessartbund zuständig für Wege. Schuck: „Wir haben viele Ehrenamtliche, die bei uns die Möglichkeit finden, gemeinsam mit anderen Menschen wirklich sinnvoll aktiv zu sein.“ Die Ausweisung von Wanderwegen in Abstimmung mit Naturschutzorganisationen und Forstbehörden etwa sei eine wichtige Form der Besucherlenkung und damit aktive Naturschutzarbeit.
Im Kleinen mitgestalten
Dazu kommen wirtschaftliche Effekte. Rauchfuß: „Unsere Ehrenamtlichen kümmern sich um rund 200.000 Kilometer Wanderwege in Deutschland. Ohne Ehrenamt würde es keinen Wandertourismus geben.“ Die ETI-Studie ergänzt: „Ein dauerhaft gut gepflegtes und ausreichend markiertes Netz von Wanderwegen stellt ein wesentliches Entscheidungsmerkmal für den Gast bei der Wahl und Bewertung einer Wanderregion dar.“ Die Bedeutung einzelner Wege für die Entscheidung, in einer bestimmten Region zu wandern, zeige sich darin, dass für rund 36 Prozent der Wanderer der Wanderweg ausschlaggebend für den Besuch einer Region ist. Und bezogen auf die Wanderinfrastruktur stellt die Untersuchung fest, dass die 4.000 dafür Befragten die Beschilderung und Wegemarkierungen am wichtigsten fanden. Sie bildet also nicht nur die Basis für die Besucherlenkung sondern ist auch Rückgrat der Wanderinfrastruktur.
Ohne Ehrenamt kein Wandertourismus
Dass die Ehrenamtlichen die Grundlage für den boomenden Wandertourismus in Deutschland schaffen, dass sie Wege für rund 40 Millionen Wanderer allein aus Deutschland markieren wird in der Öffentlichkeit viel zu selten wahrgenommen. „Ebenso wenig wie der Umstand, dass diese Ehrenamtlichen aktiven Naturschutz leisten“, so Schuck. Der Deutsche Wanderverband hat deswegen das Jahr 2013 anlässlich seines 130-jährigen Jubiläums unter dem Motto „Zeichen setzen – 130 Jahre engagiert für Wanderwege“ zu einem Aktionsjahr für die Wegearbeit gemacht. Ziel ist es, mit verschiedenen Aktionen die Arbeit der in der Regel „unsichtbaren“ Wegemarkierer zu würdigen und ihnen ein Gesicht zu geben.
Dafür hat der Verband seine Öffentlichkeitsarbeit massiv verstärkt. Bundesweit berichten im „Jahr der Wegearbeit“ eine Reihe von Zeitschriften und Zeitungen über das Thema. Viele Verlage und Redaktionen sind zu Partnern der Aktion geworden. Darüber hinaus wird über ein Spendenkonto Geld eingesammelt. DWV-Geschäftsführerin Ute Dicks: „Mit den Spenden werden wir Nachwuchs werben und Ausbildungslehrgänge für Wegemarkierer bezahlen. Nur so können wir die hohe Qualität der Wegearbeit künftig garantieren.“ Die Ausbildungsoffensive hat bereits begonnen. Heidrun Schuck und ihr Stellvertreter beim DWV, Helmut Bangert, haben im Spessart eine Pilotschulung für die künftigen Ausbilder von Wegewarten durchgeführt. Vermittelt wurden die Markierungsrichtlinien des DWV für Qualitätswege sowie Kenntnisse zur Material- und Werkstoffkunde. Auch die Kartenarbeit, Wald- und Naturschutzgesetze sowie ein Praxisteil standen auf dem Lehrplan.
Spenden für Ausbildung
„Ziel unserer Kampagne ist es auch zu zeigen, wie vielseitig die Wegearbeit ist und wie unterschiedlich die Zugänge dorthin“, so Schuck. Sie verdeutlicht das an Beispielen: Die Geschwister-Scholl-Schule in Herford hat eine Wegepatenschaft für eine Passage des Hansaweges X9 übernommen. Die Schüler kümmern sich nun um die Strecke zwischen Herford und Lemgo. Auch Berufsgruppen, denen nicht unbedingt sofort ein Engagement in der Natur nachgesagt wird, sind in der Wegearbeit aktiv. So engagiert sich ein Banker aus Frankfurt am Main im Spessartbund als Wegemarkierer, ebenso wie ein IT-Experte, der über das Thema GPS auf die Wegearbeit aufmerksam wurde.
Machen Sie mit und setzen Sie ein Zeichen!
Gut erinnern kann sich Schuck auch noch an den Beginn des Engagements einer Gruppe von Flugzeugpiloten: „Die meldeten sich, nachdem die Zeitungen im Jahr 2007 berichtet hatten, dass wir den kompletten Spessart neu markieren wollten.“ Ihre Motiv, sich als Wegemarkierer im Spessartbund zu engagieren war sehr konkret: Sie hatten sich während einer gemeinsamen Wanderung im Spessart schlicht verlaufen. Bis heute betreuen die Luftfahrer einen festen Markierungsbezirk. (DWV)
Die Arbeit der Wegemarkierer ist wichtig. Nicht nur, damit sich Wanderer nicht verlaufen. Sie ist auch Fundament eines wachsenden Wandertourismus in Deutschland und hilft, Arbeitsplätze zu sichern. Indem sie hilft, Besucher sinnvoll zu lenken, ist Wegearbeit aktiver Naturschutz. Nachhaltig. Seit 130 Jahren.
Auch künftig wird viel Engagement nötig sein, um diese Leistungen zu erbringen. Deswegen: Unterstützen Sie die Wegearbeit, indem Sie einem der unter dem Dach des DWV organisierten 58 Gebirgs- oder Wanderverein beitreten. Um neue Wegemarkierer zu gewinnen und Ausbildungslehrgänge zu bezahlen, welche die hohe Qualität der Wegearbeit künftig sichern, hat der Deutsche Wanderverband ein Spendenkonto eingerichtet: